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Neuigkeiten und BLOG

#MKFonScreen

Hier finden Sie regelmäßig Beiträge über Gegenstände aus unseren Ausstellungen und unserer Sammlung. Durch die ausgewählten Stücke lassen wir die Geschichte(n) früherer Generationen lebendig werden. Wir erzählen Wissenswertes zu Traditionen und Bräuchen der Vergangenheit. Mit Beispielen zeitgenössischer Kunst im sakralen Raum lenken wir den Blick auch auf Gegenwart und Zukunft.

Konfirmation 2022 – Bericht einer Konfi-Mama

Gibt es einen Wandel im Brauchtum um das Konfirmationsfest?

Karte zum Eintragen der besuchten Gottesdienste

Jeanskärtle, auf dem sich die Konfirmanden sich den Gottesdienstbesuch testieren lassen mussten

Konfirmationsfoto

Konfirmationsgruppenbild, Bad Windsheim 1905

gepacktes Bündel mit Wein, Gebäck und einer Dankeskarte

Bündel mit Wein, Zimtrollen und Dankeskarte, 2013, Privatbesitz

gerahmter Konfirmationsschein

gerahmter Konfirmationsspruch, Chromolithographie, 1911, Sammlung Fränkisches Freilandmuseum

„Das Kind wird bereits vierzehn Jahre alt, du liebe Güte, dann hat es ja schon bald Konfirmation. Wie die Zeit vergeht…“ Diesen Spruch hörte man in meiner Familie in letzter Zeit häufiger. In diesem Jahr war es dann soweit, der Sohn wurde ganz klassisch am Weißen Sonntag konfirmiert. Im Anzug, mit Sträußchen am Revers, schaute er lächelnd in die Kamera und später grinsend auf die Klößchensuppe, den Braten und das leckere Eis zum Nachtisch.

Doch fangen wir ganz von vorne an. Konfirmiert wird man ja nicht einfach so, weil man das Alter erreicht hat. Dazu gehört schon ein bisschen mehr. Die Jugendlichen müssen darauf vorbereitet werden. Für viele eine kirchenintensive Zeit, mit Präparanden- und Konfirmandenunterricht und vielen Gottesdienstbesuchen. Wenn es denn in die vollgepackte Freizeitgestaltung der jungen Menschen noch hineinpasst. Da laviert der Pfarrer oder die Pfarrerin schon mal um Fußballtraining, Trompetenunterricht und Schultheatergruppe herum. Ist ein Termin gefunden, wird sich regelmäßig getroffen. Auch das „Jeanskärtla“ für das Abhaken der Gottesdienstbesuche ist teilweise noch in Gebrauch. In einer größeren Kleinstadt kann man sonst ja auch mal den Überblick verlieren.

So war es zumindest vor der Pandemie. Während der Lockdowns und mit den ganzen Hygiene- und Sicherheitsregeln war es nun noch schwieriger eine Art Konfirmationsgemeinschaft aufzubauen. So etwas geht nun mal nicht digital und auch nur bedingt, wenn man in einem nicht beheizbaren Gemeindehaus sitzt, mit weit aufgerissenen Fenstern und diesen Dingern vor dem Gesicht. Ein soziales Desaster – doch Gott sei Dank gibt es auch erfinderische Pfarrer und Pfarrerinnen, die dann eben kurzerhand den Unterricht auf die grüne Wiese und in den Wald verlagerten oder gleich die viel größeren (und auch beheizbaren) Kirchen ansteuerten. Unterricht quasi am Ort des Geschehens. Vielleicht etwas, das man beibehalten kann.

Als der Unterricht in den Endspurt ging, kam auch etwas Stress in der Familie mit dem Kauf des Anzugs und der richtigen Schuhe auf. Was ist, wenn das Kind bis zur Konfirmation da raus wächst? Auch für mein Kind, war dies der erste richtige Anzug in seinem Leben. „Wie früher“, sagte ich ihm im Kleidergeschäft. Nur dass die Jungs und Mädels damals nach der Konfirmation meist bald nicht mehr auf die Schule gingen und anfingen zu arbeiten. „Stell dir das mal vor!“ Das Ergebnis: ein schwarzer Anzug mit wenig Schnickschnack und Turnschuhe. „Sei froh,“ sagte der Ehemann zum Kind. „Zu meiner Zeit mussten wir uns da noch in feine Schuhe quetschen, die wir dann nie mehr angezogen haben.“ Das Kapitel konnten wir abhaken.

Der nächste Stress dann die Organisation von Kuchen, Gebäck und – ganz wichtig – Zimtrollen und Küchle für den Konfirmationsbündel. Mit viel Unterstützung in der Familie gelang dies und man verteilte Süßes an die Nachbarn und die Verwandtschaft. Dieser Brauch war zwischendrin auf den Dörfern fast verschwunden, denn Süßes ist ja heute nichts besonderes mehr. Früher war das Gebäck zur Konfirmation eines der Schlemmer-Highlights im Jahr. Als Bäckerin fragte ich mich teilweise schon wie die das früher gestemmt haben… Und heute? Selbstgemachtes zu verschenken, kommt nun mal wieder und wer freut sich nicht über geschenkten Kuchen, der einem auch noch vorbeigebracht wird.

Der Beichtgottesdienst, der früher eine Sache zwischen Pfarrer und Konfirmanden gewesen ist, öffnet sich mittlerweile für die Familien der Konfis, die Paten und auch für die restliche Kirchengemeinde. Früher wurde dazu auch extra noch mal feine Kleidung getragen, gar schon der Anzug oder das Kleid für die Konfirmation.

Und dann war der große Tag da. Die Eltern teils etwas übermüdet, weil am Tag zuvor noch Buchs geschnitten, die Kirchentür geschmückt und die Überraschungs-Showeinlage für die Konfirmanden im Gottesdienst geübt werden musste. Der strömende Regen konnte die Stimmung nicht trüben, die Birken am Eingang glänzten und der Posaunenchor begleitete die Konfirmanden beim feierlichen Einzug. Für die Konfis ein wichtiges Thema: „Hoffentlich stolpere ich nicht, wenn ich vor muss bei der Segnung und hoffentlich schmeckt der Wein nicht scheußlich später beim Abendmahl.“

Nach dem Gottesdienst: Die Paten gerührt, weil man sie mit einer Rose bedacht hat – ein moderner Patendank. Die Eltern gerührt, weil das Kind wieder ein Stück weit erwachsener geworden ist. Die Großeltern stolz auf die Enkel, die jetzt richtig als mündige Mitglieder zur Kirchengemeinde dazu gehören.

Das Kind zeigte am Schluss seine Urkunde mit seinem Konfirmationsspruch und fragte sich: „Warum hat wohl der Pfarrer den für mich ausgesucht?“ Die Überreichung erfolgte im Gottesdienst, ohne weiteren Kommentar. Das wollte der Pfarrer aber nicht so stehen lassen und sagte: „Auf unserem gemeinsamen Ausflug werde ich allen erklären, warum ich die Sprüche so gewählt habe.“ Früher erfolgte das in einem weiteren Spruchverteilungsgottesdienst am Nachmittag der Konfirmation. Die Jugendlichen mussten also noch mal das private Fest verlassen und sich in der Kirche mit dem Pfarrer treffen. Ist auf jeden Fall wichtig für die frisch Konfirmierten, die Bedeutung des Spruches zu kennen, denn sonst verschwindet die Urkunde in irgendeiner Schublade und wird nicht gerahmt im Wohnzimmer oder Zimmer aufgehängt. Auf dem gemeinsamen Konfirmierten-Ausflug – zu meinen Zeiten passierte das vor der Konfirmation und in den noch weiter zurückliegenden Zeiten gab es das kaum – bekam mein Kind dann die Erklärung.

Zurückblickend kann ich sagen, die Konfirmandenzeit ist für das Kind, aber auch die Eltern, eine wichtige und aufregende Zeit. Man kann sich an seine eigene Konfirmation erinnern und man trifft auf viele Gleichgesinnte. Die Konfirmation als kirchliches und privates Fest ist eine wichtige Lebensstation und in unserer traditionsreichen und tief verwurzelten fränkischen Gegend wird dies auf kurz oder lang so bleiben. Das „Drumherum“ wird sich immer wieder wandeln (wie jetzt auch in Pandemiezeiten), aber der „harte Kern“ wird bleiben. Die Konfirmation ist wie Hochzeit und Weihnachten ein Fest, das die Menschen in die Kirchen holt.  Und vielleicht bleiben sie dann…