Zum Hauptinhalt springen

Joseph Schaitberger

Dürrnberger Knappe, Rädelsführer und Hoffnungsträger

Der Exulant erzählt selbst...

  • Josef_Schaitberger.mp3

English version

Joseph Schaitberger was born the sixth child of Hans Schaitberger and Magdalena Thammer on March 19th, 1658 on the Dürrnberg near Hallein. We don’t know anything about his childhood. In one of his letters he described living in „darkest“ papal lands without a Protestant preacher, nevertheless reading and learning about God’s mercy from the Holy Scriptures—enough to understand that the one true faith is the Protestant faith. 

The Protestant faith could only be practiced in private. Joseph Schaitberger was outwardly raised a Catholic, but must have been influenced by Protestant teachings in his daily life. When he was older he worked—like his father before him—in salt mining and lived a meager life on the family estate in Niederplaick. When his father died in 1679 he was the eldest son at home and inherited the estate. Until 1683 he remained deep in debt, while paying out his mother and eight siblings. Mining was hard work and did not pay well. Despite his financial struggles he was able to find a wife and in 1684 he married Magdalena Khämbl, who bore him a daughter, Maria, in the same year. A year later she bore a second daughter, Magdalena.

There was unrest among the miners during this time, which only continued to worsen. Schaitberger became a leader among the instigators in matters of faith. Starting in 1683, the miners were subject to regular visitation from priests and government officials. At the beginning, only light punishment was imposed and offenses „merely“ admonished if heretical statements were made. Later, outspoken Protestant miners were deprived shifts and monetary fines were imposed. In February 1685 the Salzburg government turned to tougher action and had the ringleaders brought to the management to interrogate them. Besides Schaitberger, his brother-in-laws Simon Lindner and Matthias Khämbl were involved. When they professed to be Protestant, they were brought to Salzburg and imprisoned there at the fortress. There, the authorities attempted to convert the men. When the men resisted, they were sentenced to forced labor and exiled from their homeland.

After being released from imprisonment everything had to go quickly: on April 1 Schaitberger sold his house. The convicted men’s daughters were taken from their parents and after Easter Schaitberger and his wife was sent to do forced labor on the Mönchsberg. In May, the rest of their belongings were seized and then, left only with their wives, they were banished from Austria.

In 1686 Schaitberger settled with his wife in Nuremberg on the Breite Gasse where he was subjected a test of his orthodoxy—without it he was prohibited from practicing any profession. Money was tight: Schaitberger wasn’t able to touch his wife’s inheritance because the authorities in Salzburg had confiscated it, the money made from the sale of his house he had handed over to his family and lastly, he was attempting to buy his daughters’ freedom.

His wife was not able to cope with their dire financial situation in a foreign country and the painful separation from her daughters and consequentially, she died in 1687. Finally in 1690, Schaitberger was hired as a metal worker and was just able to make ends meet. He also started writing literary works, writing many epistles to his homeland. Schaitberger encouraged his former neighbors and friends in their Protestant faith and shared their hope that their faith would come to be tolerated. He wrote „A song of comfort for an exile,“ in which he processed his own grief for his lost homeland and children.

In 1692 he remarried. His second wife was the daughter of a Berchtesgadener miner, Catharina Brochenberger. From the three children, it was recorded they had together, only their son Philipp survived. Catharina died in 1698, leaving him the six year-old Philipp.

Three times he was given permission to return to his old homeland. Once there he tried to make the authorities to surrender his daughters and to salvage his own financial assets. Unfortunately, his efforts were in vain. He also sought contact with Austrian Protestants, who later during the great wave of emigration in 1731/32 would regard Schaitberger as a hero and role model.

In 1722 he was given a place in the Mendelschen Zwölfbrüderstiftung, a home for honorable aged craftsmen in Nuremberg. He died there in 1733.

Today Joseph Schaitberger is one of the best known religious exiles from Salzburg and is traditionally known as the „Exul Christi.“ He was well-known even during his life for his writings—his song was sung and his epistles printed in books. His life and works played a critical role in encouraging many Salzburg Protestants to emigrate.

Biographie

Joseph Schaitberger wurde am 19. März 1658 auf dem Dürrnberg bei Hallein als sechstes Kind von Hans Schaitberger, eines „Eisenwircher und Bergknapp“, und Magdalena Thammer geboren. Aus seiner Kindheit und Jugend ist uns nichts bekannt. Er selbst schreibt in einem seiner Sendbriefe, dass er und seine Familie „mitten unter dem finstern Papstthum keinen evangelischen Priester gehabt haben,… , so haben wir doch gleichwohl durch Gottes sonderbare Gnade aus der heiligen Bibel so viel gelernt und verstanden, daß der evangelische Glaube der rechte allein seligmachende Glaube sey.“

Im Geheimen wurde also der evangelische Glaube gelebt und Joseph Schaitberger wurde zwar nach außen katholisch erzogen, aber kam sicher täglich mit evangelischem Gedankengut in Berührung. Wie sein Vater arbeitete auch er im Mannesalter im Salzbergbau und lebte ein eher kärgliches Leben auf dem Familiengut in Niederplaick. Als 1679 sein Vater starb, war er der älteste im Haus ansässige Sohn und übernahm das Gut. Dazu musste er sich bis 1683 hochverschulden, um seine Mutter und 8 Geschwister auszubezahlen. Mit der harten und nicht sehr gut bezahlten Tätigkeit als Knappe, gelang dies mehr schlecht als recht. Trotz seiner finanziell angespannten Lage fand er eine Frau und heiratete 1684 Magdalena Khämbl, die ihm im selben Jahr Maria und 1685 eine weitere Tochter Magdalena gebar.

In dieser Zeit wurden die Unruhen unter den Bergleuten immer größer und Schaitberger stieg zu einem Anführer in Glaubenssachen auf. Seit 1683 mussten sich die Knappen regelmäßigen Visitationen durch Geistliche und Beamte unterziehen. Zuerst wurden nur leichte Strafen verhängt oder abgemahnt, wenn ketzerische Aussagen fielen. Später wurden bereits Schichten gestrichen oder Geldstrafen verteilt. 1685 schließlich schritt die Salzburgische Regierung zu härteren Maßnahmen und ließ die Rädelsführer in die Salinenverwaltung bringen, um sie dort im Februar zu verhören. Neben Schaitberger waren dies sein Schwager Simon Lindner und Matthias Khämbl. Nachdem diese öffentlich bekannten, Evangelische zu sein, brachte man sie nach Salzburg und kerkerte sie auf der Festung ein. Dort versuchte man wohl, sie zu bekehren. Nachdem dies scheiterte verhängte man über die Rädelsführer die Strafe der Zwangsarbeit und der Landesverweisung.

Nach der Freilassung aus der Inhaftierung musste alles schnell gehen, bereits am 1. April verkauft Schaitberger sein Haus. Die Töchter werden den Eltern genommen und diese müssen nach Ostern die Zwangsarbeit am Mönchsberg verrichten. Im Mai hatte man ihnen all ihre sonstigen Güter genommen und sie „sammt [ihren] Weibern mit leerer Hand aus dem Land geschafft“.

1686 siedelte sich Schaitberger mit seiner Frau in Nürnberg in der Breitengasse an, wo er aber erst eine Überprüfung der Rechtgläubigkeit über sich ergehen lassen musste. Vorher war ihm jegliche Berufsausübung verwehrt. An Geld vom Erbteil seiner Frau kam er wegen der Konfiskation der Salzburgischen Regierung nicht, den Verdienst aus dem Hausverkauf hatte er seiner Familie übergeben müssen und zudem bemühte er sich redlich darum, seine Töchter freizukaufen.

Seine Frau verkraftete diese schwierige wirtschaftliche Situation in der Fremde und die Trennung von ihren kleinen Töchtern nur schlecht und sie starb bereits 1687. 1690 endlich erhielt Schaitberger eine Anstellung als Drahtzieher und konnte sich über Wasser halten. Er begann nun, sich literarisch zu betätigen, und schrieb zahlreiche Sendbriefe in seine Heimat. Er bestärkte darin seine ehemaligen Nachbarn und Freunde im evangelischen Glauben und ihrer Hoffnung auf eine geduldete Religionsausübung. Er dichtete z. B. das „Trostlied eines Exulanten“, in dem er seine Trauer um die verlorene Heimat und Kinder verarbeitete.

1692 heiratete er zum zweiten Mal eine Catharina Brochenberger, die Tochter eines Berchtesgadener Bergknappen. Von den drei verzeichneten gemeinsamen Kindern überlebte nur der Sohn Philipp. Die zweite Frau verlor er bereits 1698 und er blieb mit dem sechsjährigen Philipp allein zurück.

Dreimal reiste er mit Bewilligung der Salzburgischen Regierung in seine alte Heimat und versuchte die Herausgabe seiner beiden Töchter und die Regelung seiner Vermögensangelegenheiten zu erreichen. Leider vergebens, doch suchte er dort auch den Kontakt zu den daheimgebliebenen Evangelischen für die er spätestens in der großen Auswanderungswelle 1731/32 zu einem großen Helden und Vorbild wurde.

1722 fand er einen Platz in der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung, einem Nürnberger Spital für ehrsame alte Handwerker. Dort starb er 1733.

Joseph Schaitberger ist heute wie kein anderer mit den Salzburger Exulanten verbunden und in der Überlieferung als der „Exul Christi“ bekannt. Durch seine Schriften war er bereits zu Lebzeiten berühmt, man sang sein Lied und druckte seine Sendbriefe schließlich in Buchform. Diese trugen wesentlich dazu bei, dass sich viele im Salzburger Land – durch sein Schicksal ermutigt – zur Emigration entschlossen.