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Johannes Schrenck

Aumüller, Wassergraf und Dynastiegründer aus dem Waldviertel

Der Exulant erzählt selbst...

  • Hans_Schrenk.mp3

English version

Johannes Schrenck was the only son of a miller named Elias Schrenck and his wife Barbara. Besides Johannes, the miller couple had two daughters. Born in 1634, Johannes lived with his family in the parish of Brand in the „Forest Quarter“ of Lower Austria. He was given a good education by a tutor and attended three different schools, where he received a Lutheran Protestant education. When he was to receive Communion for the first time at 13 years of age, his parents and sisters had to travel with him to Preßburg (present day Bratislava).

With the intensification of the Counter Reformation measures in 1652, the Schrenck family caved to the pressure and were converted. Johannes Schrenck alone refused to convert and, as a result, was forced to leave his homeland, family and friends. Thanks to the milling trade he had learned from his father, he was able to gather all kinds of work experience. After working in different places in Alsace and Württemberg, he continued on to the Ansbach area. Here he lived and worked for four years in different mills—among others, the Voggen Mill.

In 1658 Johannes returned to the Voggen Mill near Ansbach. Anna Fischer (née Hertlein) the former miller’s widow, asked him to return and work for her. In this way she was able to stay on for one year before purchasing a house in the city of Ansbach for herself and her four children. By this time Johannes and the 18 year elder Anna had become better acquainted and in 1659 they were wed. To accrue money for their own, Johannes and Anna sold flour.

In 1661 the Schrencks purchased their own mill and Johannes was able to practice his learned skill. The Aumühle mill, on the Rezat River by the town of Eyb not far from Ansbach, had been destroyed by the Thirty Years War. The Schrenck family had to invest a lot of money and time to get the mill up and running: the roof needed to be repaired and then, over time, the half timber construction had to be reassembled. The couple had one child together— Hans (Johannes) Caspar—who was born during this time. The repairs were very costly and the family certainly suffered privations until the mill was restored.

Once the mill was running, things started to look up for the family. Johannes Schrenck, a master miller, served 30 years as the reputable Wassergraf („water count“) responsible for expertise in the fields of water construction and milling. He was also often responsible for managing the finances of the local parish. In 1691 Johannes handed the Aumühle over to his son Hans Caspar—probably as a response to his wife’s death the year prior. He continued to live at the mill and was able to witness five grandchildren grow up there. One of these grandchildren, Lorenz Caspar Schrenck, like his father and his grandfather before him, operated the Aumühle as master miller and the last Wassergraf.

In 1698 Hans Schrenck died at age 63 surrounded by his family. His funeral sermon described his exciting life as an exile and founder of a Franconian milling dynasty. His gravestone at the cemetery of St. Lambertus in Eyb reads „Now the Lord had said unto Abram, “Get thee out of thy country, and from thy kindred and from thy father’s house, unto a land that I will show thee“ (Genesis 12:1).

The Aumühle remained in the Schrenck family up until 1987 when it was moved to the Franconian Open Air Musem in Bad Windsheim. Since 1990, it houses the museum administration.

Biographie

Johannes Schrenck war der einzige Sohn des Müllers Elias Schrenck und seiner Frau Barbara. Zusammen mit noch zwei Schwestern lebte er seit 1634 auf der Furtmühle in der Pfarrei Brand im Waldviertel in Niederösterreich. Er bekam eine gute Schulbildung durch einen Hauslehrer und er ging in drei verschiedene Schulen, in denen er auch evangelisch-lutherisch unterrichtet wurde. Mit 13 Jahren durfte er das erste Mal am Abendmahl teilnehmen, seine Eltern mussten ihn und seine Schwestern dazu bis nach Preßburg (das heutige Bratislava) bringen.

1652 wurden die gegenreformatorischen Maßnahmen verstärkt und die Familie Schrenck beugte sich dem Druck und ließ sich bekehren. Nur Johannes Schrenck wollte sich dazu nicht zwingen lassen und verließ daraufhin sein Vaterland, seine Familie und seine Freunde. Nicht nur die Religion spielte eine Rolle, auch konnte er so im Mühlhandwerk, das ihm der Vater beigebracht hatte, vielerlei Berufserfahrungen sammeln. Nach mehreren anderen Stationen im Elsaß und Württemberg zog es in schließlich in die ansbachische Gegend. Vier Jahre wohnte und arbeitete er dort auf verschiedenen Mühlen, u. a. auch auf der Voggenmühle. 

 

1658 landete er wieder auf der Voggenmühle bei Ansbach. Die dortige Müllersfrau war Witwe geworden und bat ihn, zurück zu kommen und für sie zu arbeiten. So konnte die Witwe Fischer dort noch ein Jahr länger bleiben, bevor sie für sich, ihre 4 Kinder und Hans (Johannes) Schrenck ein Haus in der oberen Vorstadt von Ansbach erwarb. Mittlerweile hatten die beiden sich wohl besser kennengelernt, denn 1659 bereits heiratete er die 18 Jahre ältere Anna Fischer, geb. Hertlein. Um Geld für etwas Eigenes anzusammeln, betrieb er mit seiner Frau und ihren Kindern in Ansbach eine Mehlhandlung.

1661 konnten die Schrencks eine eigene Mühle erwerben und Hans Schrenck ging wieder seinem erlernten Handwerk nach. Die ruinöse, von den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges gezeichnete Aumühle an der Rezat bei dem Örtchen Eyb, nicht weit weg von Ansbach, wartete darauf, von der Familie Schrenck wieder aufgebaut zu werden. Viel Geld und Mühe mussten hineingesteckt werden, erst das Dach repariert und dann schließlich nach und nach die Fachwerkwände in Massivbauwände umgewandelt werden. Ein gemeinsames Kind Hans (Johannes) Caspar wurde in dieser Zeit geboren. Die Familie musste viel sparen und sicherlich oft darben bis das Gebäude und vor allem das Mühlwerk wiederhergestellt war.

Sobald die Mühle aber lief und Hans Schrenck als vollwertiger Müllermeister arbeiten konnte, ging es aufwärts. Auch in der fränkischen Gesellschaft war die Familie nun angekommen, man übertrug Hans Schrenck 30 Jahre lang das angesehene Amt des Wassergrafen – ein Amt ähnlich den Feldgeschworenen – und in der hiesigen Kirchengemeinde übernahm er mehrmals als Heilpfleger die Verwaltung der Gemeindefinanzen.  1691 übergab Hans Schrenck die Aumühle und seine Geschäfte an seinen Sohn Hans Caspar, dies stand wahrscheinlich auch im Zusammenhang mit dem Tod seiner Frau Anna im gleichen Jahr. Er blieb dort wohnen und konnte so noch miterleben, wie fünf seiner Enkel auf der Aumühle groß wurden. Darunter auch Lorenz Caspar Schrenck, der nach seinem Vater Hans Caspar und seinem Großvater die Aumühle als Müllermeister und letzter Wassergraf weiterführte.

1698 verstarb Hans Schrenck mit 63 Jahren im Kreise seiner Familie. Seine Leichenpredigt erzählt aus seinem aufregenden Leben als Exulant und Gründer einer fränkischen Müllersdynastie ebenso wie sein Grabstein auf dem Friedhof bei St. Lambertus in Eyb. Dort steht als Leichentext der Bibelspruch „Der Herr sprach zu Abram: gehe auß deinem vatterland, und von deiner Freundschaft, und auß deines vatters hauß in ein Land, das ich dir zeigen will.“ (1. Mose 12,1).