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Gall von Racknitz

Ein steirischer Freiherr im Nürnberger Exil

Der Exulant erzählt selbst...

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English version

Gall von Racknitz was born in 1590 to an old, wealthy noble family which adhered to the Lutheran faith. Schooling and later studies at university led him away from his homeland in the Austrian state of Styria; he studied in Meißen and Leipzig. He also took a Grand Tour through many European countries.

In 1614 Gallus married Anna Catharina Baroness zu Schratt from Kindberg, Donnersbach and Feselau (1595-1654). Together they had eight children, although sadly only three survived. He accompanied Ferdinand II, serving as council and chamberlain, while traveling in 1619 to the imperial elections in Frankfurt. Gallus lived a long time untouched by wars on his estates and worked in service for the Styrian land. Then came the imperial mandate of 1628 and with it sharp Counter Reformation measures, changing the trajectory of Gallus’ life.

Exiled, he traveled with his family in 1629 to Regensburg. A year later they continued onto Nuremberg. There they had three more children.

Due to his piousness and certain skill in dealing with the city officials, Gallus quickly rose through the ranks to become an important person. He became a intermediator between the exiled nobles and the city magistrates. Common conflicts involved protection money, war loans and interest payments.

Before he left Austria, Gallus was able to sell almost all his estates and possessions, which meant he was able to begin a new life with considerable means. In Nuremberg he lived a lifestyle befitting of his status and invested his money profitably. The interest accrued paid for his family’s living costs.

Gall von Racknitz had close ties to the city’s intellectual upper class. He became godfather to many of the lower class, who gave their children the unconventional name of Gallus. He is perhaps best known as the founder of the Pegnitz Flower Society. Founded in 1644, it was a literary society. His interest in the art of poetry manifested itself in a published collection of 45 sacred songs.

On March 25, 1658 Gall von Racknitz—„star of Nuremberg“ as he was remembered in his funeral sermon—died. The family burial place is found in St. John’s Church.

Biographie

Als Angehöriger des alten, vermögenden Adels lutherischen Glaubens war Gallus 1590 zur Welt gekommen. Schon zu Schulbesuch und Universität hatte ihn sein Weg aus der Steiermark hinaus nach Meißen und Leipzig geführt. Dem hatte sich eine Kavalierstour in mehrere europäische Länder angeschlossen.

1614 ging er die Ehe mit Anna Catharina Freiin zu Schratt von Kindberg, Donnersbach und Feselau (1595–1654) ein. Acht Kinder wurden geboren, drei überlebten. Als Rat und Kammerherr begleitete er 1619 Ferdinand II. zur Kaiserwahl nach Frankfurt. Lange lebte er unbehelligt von den Kriegsläuften auf seinen Besitzungen und ging seinen Aufgaben im Dienst der steiermärkischen Landschaft nach. Dann trafen auch ihn die scharfen gegenreformatorischen Maßnahmen eines kaiserlichen Mandats von 1628.

Der Weg ins Exil führte seine Familie 1629 zunächst nach Regensburg, im darauffolgenden Jahr weiter nach Nürnberg. Drei weitere Kinder erblickten hier das Licht der Welt.

Schnell stieg Gall von Racknitz befähigt durch seine Frömmigkeit und eine gewisse Gewandtheit im Umgang mit den städtischen Obrigkeiten zu einer für das Gemeinwesen wichtigen Persönlichkeit auf. Er wurde Mittler zwischen dem exulantischen Adel und dem städtischen Magistrat. Konflikte waren hier besonders in finanziellen Angelegenheiten rund um Schutzgelder, Kriegsanleihen und Zinszahlungen zu lösen.

Vor seiner Auswanderung war es ihm gelungen, fast alle Besitzungen und Güter zu veräußern, so dass er über eine erhebliche Barschaft verfügte. In Nürnberg führte er damit ein standesgemäßes Leben und legte sein Geld beim städtischen Losungsamt gewinnbringend an. Die anlaufenden Zinsen sollten die Lebenshaltungskosten der Familie decken.

Enge Kontakte verbanden Gall von Racknitz mit der intellektuellen Oberschicht der Stadt. Hier war er als Taufpate ebenso geschätzt, wie als Gevatter für Kinder der städtischen Unterschicht, denen er vielfach seinen ungewöhnlichen Vornamen Gallus weitergab.

Er erwarb sich einen großen Ruf als Förderer des 1644 gegründeten Pegnesischen Blumenordens, einem Verein zur Literatur- und Sprachpflege. Sein Interesse an der Dichtkunst offenbarte sich auch in der eigenen Herausgabe einer Sammlung von 45 geistlichen Liedern.

Am 25. März 1658 starb Gall von Racknitz, der „Stern Nürnbergs“, als der er in seiner Leichenpredigt bezeichnet wurde. Die Grablege der Familie befindet sich in der Johanniskirche.